Aus der Küche strömten die verschiedensten Essensdüfte und es lärmte von fröhlichen Stimmen und hektischer Arbeit. Im oberen Stockwerk knallten Türen und aufgeregte Stimmen riefen durcheinander. Das Haus war voller Menschen. Menschen an denen mein Herz hing. Nicht nur die Freunde von damals und heute, sondern auch neue Freunde, die mir jetzt noch nicht bekannt waren. Und dann erreichte ich den Ballsaal vor dessen Türen ich als Kind stundenlang gekauert hatte. Unzählige Male stand ich davor und hatte Angst die Türen zu öffnen, Angst dahinter nicht den Saal zu sehen von dem ich geträumt hatte. Diesesmal stieß ich die Türen entschlossen auf und blieb einen Augenblick wie gebannt stehen. Sicher, er war verkommen und dreckig, doch unter der Staubschicht, sah ich den Glanz der Vergangenheit. Nach und nach wurde das Verfallene von einem neuen Bild überdeckt. Neuer Glanz legte sich in meiner Vorstellung über den Raum und er füllte sich mit Musik und fröhlich tafelnden und tanzenden Menschen. Und mittendrin ein Brautpaar. Glücklich und strahlend glitten sie tanzend und lachend durch den Raum. Als sie ganz nah an mir vorbeiwirbelten erkannte ich wovon ich träumte... Meine eigene Hochzeit. Wenn wir zurückkehrten wollten wir der standesamtlichen Trauung auch noch die kirchliche folgen lassen. Das rauschende Fest an dem wir unsere Freude mit unseren Freunden teilen wollten. Es dauerte lange bis mein knurrender Magen mich aus dem Traum riss. Mit einem glücklichen Lächeln machte ich mich auf den Weg nach draußen und genoss es mit dem alten Kocher eine Dosensuppe warmzumachen. So wie früher. Jetzt wusste ich warum ich das Haus und das umliegende Land gekauft hatte. Der Plan, der vorhin noch ein Traum gewesen war, begann zu reifen und gedanklich notierte ich mir bereits die ersten Arbeiten, die ich bei meiner Rückkehr sofort beauftragen würde. Auch würde dieser als Abschied geplante Besuch nun andere nach sich ziehen. So oft es ging würde ich hierherkommen und mit anpacken. Doch niemand sollte davon erfahren. Alles musste im Geheimen geschehen...
Als ich am nächsten Tag wieder aufbrach lag anstelle der erwarteten Tränen ein Lächeln in meinen Augen. Ich würde zurückkehren und das nicht erst in etlichen Jahren. Doch zuvor würde ich mich ein unglaubliches Abenteuer stürzen. Das Abenteuer erwachsen zu werden und dennoch träumen zu können. Und das Fest sollte der Auftakt zu unserem nächsten Abenteuer werden. Denn dann wäre es unser gemeinsames Abenteuer und nicht mehr meines allein. Ich wollte nicht mehr einsam sein...
© µ 09.11.2003
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